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Wie ist der Krankenstand in Kitas? Interview mit Sebastian Bartusch von der Stadtverwaltung


Erzieherinnen sind krank, und Eltern werden gebeten, ihre Kinder Zuhause zu lassen. Das kommt in vielen Einrichtungen häufig vor. Wie ist der Krankenstand beim pädagogischen Personal der städtischen Kitas iKorbach und wie beugt man dort längeren Fehlzeiten vor? Dazu wurde Sebastian Bartusch vom Fachbereich Soziales, Kultur und Sport der Stadt Korbach befragt.

Herr Bartusch, Sie sind bei der Stadt Korbach für das Sachgebiet Kinderbetreuung zuständig. Jetzt ist Herbst. Graut es  Ihnen vor der nächsten Erkältungswelle oder hat sich die erste Krankheitswelle beim Personal schon bemerkbar gemacht?
Wir sind schon mittendrin. Mit der kalten Jahreszeit kommt das immer wieder, dadurch, dass die Kinder eine Erkältung mitbringen und viele neue Kinder eingewöhnt werden, die noch über weniger Immunabwehr verfügen.

Haben Sie selbst in den vergangenen Jahren als Erzieher ein gutes Immunsystem aufgebaut?
Ich habe immer gemerkt, dass ich meine Immunabwehr jedes Jahr aufs Neue stärken muss: viel Vitamin C zumir nehmen, viel Sonne tanken, raus an die frische Luft gehen, dick und warm anziehen.


Laut einer Studie ist das Kita-Personal im Bundesdurchschnitt an 30 Tagen im Jahr krank - das ist deutlich mehr als Beschäftigte in anderen Bereichen. Inwieweit trifft dies auf die Kitas der Stadt Korbach zu?
Auch wir merken, dass es viele Erkältungskrankheiten gibt. In der Studie ist hauptsächlich von Atemwegserkrankungen und psychischen Erkrankungen die Rede. Das Thema psychische Krankheiten betrifft aber mehr die Ballungszentren. Da sind wir glücklicherweise noch weit von entfernt. Aus solchen Gründen haben wir keinen Personalausfall.


Was meinen Sie damit?
Wenn Personal ausfällt, führt dies dazu, dass das übrige Personal, das den Dienst aufrechterhalten muss, stärker belastet ist. Durch die angespannten Situationen kommt es so zu weiteren Ausfällen. Das kann mit einem guten Personalschlüssel ausgeglichen werden und indem man stets einen Blick auf die Mitarbeitenden hat.

Würden Sie die personelle Situation in den Kitas der Stadt Korbach also als entspannt bezeichnen?
Ja, das würde ich. Unser großer Vorteil ist, dass wir mit dem Fröbelseminar eine Fachschule in Korbach haben und weitere Fachschulen in der Umgebung. Durch die Kooperation können wir eine gute Praxisstelle und einen kurzen Weg für die theoretische Ausbildung anbieten. Zudem sind wir bei der Stadt Korbach an den Tarifvertrag gebunden, was eine Anstellung attraktiv macht. Es gibt festgeschriebene, gute Absicherungen für Beschäftigte. Deshalb haben wir keinen Mangel an Mitarbeitenden.

Wenn doch mal Personal bei den Erziehern ausfällt, wer springt in diesem Fall dann ein?
Wir haben per se schon zwei Springerkräfte engagiert, die bei Urlaub, Fortbildung oder Krankheit einspringen. Wenn diese Personen nicht ausreichen sollten, was bei elf Kitas schnell passiert, sind die Kita-Leitungen so vernetzt, dass sie
untereinander nachfragen, ob pädagogisches Personal aushelfen kann. Wenn auch das nicht ausreichen sollte, – was sehr selten vorkommt – gehen wir zuerst den Weg über die Eltern: Wir fragen, ob die Kinder möglicherweise früher abgeholt werden können, bevor wir einzelne Gruppen oder ganze Einrichtungen schließen müssen.

Wann war das zuletzt der Fall, dass Gruppen geschlossen wurden?
Das kam in der Corona-Pandemie vor, aber nur als vorbeugende Maßnahmen als Schutz vor Infektionen in Absprache mit dem Gesundheitsamt. Doch auch damals wurde eher nach Alternativlösungen gesucht, wie beispielsweise eine Betreuung auf dem Sportplatz.


Wie ist der Betreuungsschlüssel?
Der kann pauschal nicht benannt werden. Der Mindestbedarf richtet sich nach dem Alter der betreuten Kinder und nach den Betreuungszeiten. Das ist in jeder Kita anders. Wir planen das Personal so ein, dass mögliche Ausfälle von vorneherein mit einberechnet sind.


Wie viele Tage im Jahr sind die Erzieherinnen und Erzieher im Durchschnitt pro Jahr krank?
Einen Durchschnittswert können wir nicht nennen. Wenn wir längere Ausfallzeiten haben, sind es meist Rehazeiten oder weil eine Operation ansteht – das ist immer sehr individuell. Wir haben166 Beschäftigte, davon sind 140 pädagogisches Personal bei 525 betreuten Kindern. Ein gewisser Anteil fällt da immer mal aus. Bei der großen Anzahl an Personal, das die Stadt Korbach für die Kitas beschäftigt, lässt sich dies aber stemmen.

Sie sagten, dass psychische Krankheiten keine Rolle spielen. Wissen Sie das tatsächlich?
Natürlich kommen psychische Probleme – wie in allen Bereichen– auch bei unserem Personal vor. Sie sind bei uns aber weniger strukturell, stattdessen handelt es sich um Einzelfälle. Die Rahmenbedingungen der Tätigkeit sind unserer Ansicht nach bei uns entspannter als in anderen Bereichen.

Das Interview ist als Podcast-Folge im Internet zu hören. Darin verrät Sebastian Bartusch, was er als Erzieher in Frankfurt erlebt hat, warum er später als Leiter der Korbacher Kita Laake ins Rathaus gewechselt ist und ob er den Kontakt zu den Kindern vermisst.


„Erzählmodus“ ist abrufbar auf Youtube, Spotify und Apple Podcasts.
Quelle: WLZ, Waldeckische Landeszeitung