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Zukunft Stadtgrün

Das Projekt Zukunft Stadtgrün „Doppelter Stadtmauerring zwischen Mauern und Laake“ ist im Rahmen des städtebaulichen Förderprogrammes „Wachstum und nachhaltige Erneuerung“ seit 2017 in der Planung und Umsetzung.

Auf Grundlage des mit einer breiten Öffentlichkeitsbeteiligung erarbeiteten integrierten städtebaulichen Entwicklungskonzeptes – ISEK – ist der doppelte Stadtmauerring in acht Abschnitte mit unterschiedlichen Themen- und Gestaltungsschwerpunkten unter dem Leitmotiv „Einheit und Vielfalt“ aufgeteilt. Ziel des Programms ist bis Ende des Jahres 2027 die Sanierung, Aufwertung und Vernetzung der öffentlichen Grün- und Freiflächen um den Stadtmauerring, die Steigerung der Aufenthaltsqualität sowie die ökologische und stadtklimatische Vielfalt innerhalb der Stadt Korbach.

1. Abschnitt Schießhagen

Im Abschnitt „Schießhagen“ ist der doppelte Stadtmauerring sehr gut erhalten und mit seinen Schießscharten und Wehrtürmen als Wehranlage ablesbar. Die Freifläche gliedert sich in einen oberen Bereich mit Freilichtbühne, eine daran schließende offene Rasenfläche mit einem Feuerlöschbecken und dem unteren, durch Topographie und Abpflanzung abgetrennten Bereich (Bolzplatz).

Im oberen, an der Schulstraße anschließenden Bereich, ist der Umbau der in die Jahre gekommenen Freilichtbühne nach Kriterien der Barrierefreiheit vorgenommen worden, um die Nutzung für bewegungseingeschränkte Personen zu gewährleisten. Zudem wurde der Bühnenbereich sowie die dazugehörige, temporär genutzte Infrastruktur, neu organisiert.

Die raumprägende Winterlinde, die als Naturdenkmal ausgewiesen ist, wurde durch Blitzschlag geschädigt und daher umfassend saniert. Zudem wurde die stark verdichtete Baumscheibe gelockert und zukünftig vor erneuter Verdichtung durch den Bühnenbetrieb geschützt.

Um die Atmosphäre des Ortes zu stärken, ist der Umbau des nicht mehr benötigten Löschwasserbeckens in einen naturnahen Teich als besonderen Aufenthaltsort verwirkicht worden.

Die bestehende räumliche Trennung zwischen dem Bereich um den Löschteich und dem tiefergelegenen Bolzplatz wird durch eine Neumodellierung der Böschung und der Entfernung der abschirmenden Schnitthecke aufgehoben, um wieder als zusammenhängender Raum erlebbar zu werden. Durch eine Öffnung des Parkplatzes wurde eine Sichtachse zur Freilichtbühne geschaffen. In die Böschung eingesetzte Sitzelemente erzeugen zwischen bestehendem Bolzplatz und dem neuen Naturteich an Stelle des Feuerlöschbeckens einen besonderen Aufenthaltsort.

Die Wehrtürme werden durch eine stimmungsvolle Beleuchtung in Szene gesetzt, ihre Zugänglichkeit verbessert und ihre Bedeutung für die Wehranlage in einer Infotafel erläutert.

Um die neugestalteten Aufenthaltsbereiche miteinander zu verknüpfen, wird die Wegeführung angepasst.

Der 1. Abschnitt Schießhagen ist bereits fertiggestellt.

2. Abschnitt Hospitalhagen

Das ehemalige, namensgebende Hospital ist prägend für diesen Bereich innerhalb des doppelten Stadtmauerrings und wird seit 1985 als Jugendherberge genutzt. Zwei Defizite sind hier besonders augenfällig: Zum einen ist der äußere Stadtmauerring durch die vorgelagerte Pflanzung aus Großsträuchern (zum Teil nicht standortgerechte Ziersträucher) nur noch schlecht wahrnehmbar, zum anderen weist dieser Bereich durch nach und nach hinzugefügte Ausstattungselemente und Zierpflanzungen eine unangemessene Kleinteiligkeit auf, die nicht der Atmosphäre des Ortes entspricht.

Um den Charakter des Mauerrings in diesem Bereich deutlicher als bisher herauszuheben, soll die Vegetation im Randbereich vor der Stadtmauer ausgelichtet werden und die Wegeführung in Teilbereichen dem neuen Erscheinungsbild angepasst werden. Die Möbilierung wird dem zu entwicklenden Gesamtkonzept für die Ausstattungselemente im öffentlichen Raum folgen. Gezielte Baumsetzungen werden die Abschnitte ausblenden, in denen der innere Stadtmauerring auf Grund von neuzeitlicher Bebauung nicht mehr erkennbar ist.

Die Maßnahmen zum 2. Abschnitt Hospitalhagen wurde bisher noch nicht umgesetzt.

3. Abschnitt Dalwigker Tor

Benannt nach dem südlichen, nicht mehr existenten Stadttor Korbachs, erstreckt sich dieser Bereich über die Dalwigker Straße hinweg zwischen Hospitalhagen und Bleiche. Auf Grund von privaten Grundstückszuschnitten ist insbesondere die Freifläche zwischen Hospitalhagen und Dalwigker Straße teilweise verengt, wobei die Ränder durch eine Vielzahl unterschiedlicher Abgrenzungselemente ein sehr kleinteiliges und unruhiges Erscheinungsbild bieten. In der zentral gelegenen Aufweitung befindet sich neben einigen Spielgeräten ein Vogelgehege.

Die in privater Initiative betriebene Volière ist ein beliebter Treffpunkt für Groß und Klein. Die Bausubstanz der Volière ist stark sanierungsbedürftig und muss saniert werden. Zugleich ist die Unterbringung der Tiere der Zeit entsprechend artgerecht zu gestalten. Konzeptionelle Idee ist es, die Weiterführung des Volièrenbetriebes durch ein bürgerschaftliches Engagement zu entwickeln.

Durch eine einheitliche Pflanzung sollen die Ränder zu den Privatbereichen gestärkt werden. Punktuell soll die Wegeführung dem natürlichen Bewegungsfluss angepasst werden.

Aufgrund der derzeitigen unübersichtlichen Eingangssituation in den Bereichen „Bleiche“ soll der Bereich des Übergangs über die Dalwigker Straße bis zum Regenüberlaufbecken zu einem großzügigen, offenen Eingangsbereich umgestaltet werden, welcher die Verbindung innerhalb des Mauerrings stärkt und die Blick- und Wegebeziehungen zwischen Bleiche und Dalwigker Tor verbessert. Auf eine klare Fußgängerführung beim Übergang über die Dalwigker Straße wird besonderes Augenmerk gelegt. Hierfür soll der Übergang neu geordnet werden.

Die Maßnahmen zum 3. Abschnitt Dalwigker Tor wurde bisher noch nicht umgesetzt.

4. Abschnitt Allee/Bleiche

Zwischen dem ehemaligen Tränketor und dem Dalwigker Tor befand sich früher sumpfiges Gebiet, weshalb für die Wehrfunktion eine Mauer ausreichend war. Daher war der doppelte Stadtmauerring in diesem Abschnitt schon immer unterbrochen. Traditionell wurde diese Fläche von den Bewohnern der Altstadt zum Bleichen der Wäsche genutzt.

Aktuell stellt die Bleiche einen zentralen Aktivraum mit breitem Nutzungsangebot speziell für Kinder und Jugendliche dar.

Das Angebot des bestehenden Spielplatzes soll punktuell und thematisch erweitert werden, um ihn so als zentralen Spiel- und Aufenthaltsort innerhalb des Grünzuges aufzuwerten und weiter zu etablieren. Dabei ist die Ergänzung von Spielgeräten im Bereich des vorhandenen Kinderspielplatzes vorgesehen und die Aufweitung des Angebotes zu einem generationenübergreifenden Spiel- und Aufenthaltsort.

Der Bachlauf mit seinen Uferbereichen, der entlang der Bleiche verläuft, besitzt das Potenzial, ein Ort mit besonderer Bedeutung für die Biodiversität zu werden. Vorstellbar ist es, nur temporär wasserführende Gewässer mit dem Spielplatz zu verbinden, um Kinderspiel und Naturerleben zu integrieren.

Es wird vorgehen, den vorhandenen überdachten Treffpunkt an der Skateranlage zu erneuern und freundlicher zu gestalten, um einen zeitgemäßen, multifunktional nutzbaren Jugendtreffpunkt zu schaffen.

In diesem Bereich der Skateranlage werden vorhandene, in der Vergangenheit additiv ergänzte, befestigte Flächen unter Berücksichtigung des übergeordneten Materialkonzeptes neu geordnet.

Der Abschnitt Nr. 4 Allee Bleiche befindet sich aktuell in der Entwurfsplanung und soll ab 2025 realisiert werden.

5. Abschnitt Stadtpark

Der Stadtpark, der im Anschluss an die Bleiche entlang des doppelten Stadtmauerrings (nicht innerhalb) in den 1934er und 1940er Jahren in geometrischer Formensprache angelegt wurde, wurde im Laufe der Zeit mehrfach umgestaltet und partiell ohne ganzheitliches Gestaltungskonzept ergänzt. Er stellt eine großzügige, innerstädtische Naherholungsfläche dar, besitzt jedoch aufgrund der vielen Umbaumaßnahmen strukturelle Defizite, insbesondere in Teilen der Wegeführung in den Eingangsbereichen. Das schadhafte, zentral gelegene Wasserbecken aus Beton ist nicht mehr sanierungsfähig.

Der Abschnitt Nr. 5 „Stadtpark“ wurde als erster Teilbereich neugestaltet und im Mai 2021 wiedereröffnet.

6. Abschnitt Hagenstraße

Zwischen Stadtpark und Herrschaftlichen Hagen sind Teile des doppelten Mauerrings nur noch in Relikten erhalten. Während im Rahmen des Förderprogramms „Stadtumbau Hessen“ die neue Gestaltung des Abschnitts „An der Kalkmauer“ bis zur Fußgängerzone Prof.-Bier-Straße den Verlauf des Stadtmauerrings nachzeichnet, weist der Bereich zwischen Prof.-Bier-Straße und Hagenstraße durch seine kleinteilige Gliederung in Pflanz- und Gehwegflächen Defizite in seiner Funktion als Verbindungsraum auf.

Durch das Erneuern des Wegebalgs und den punktuellen Umbau der kleinteiligen Pflanzflächen soll die Grundstruktur neu geordnet und so ein deutlich erkennbarer Übergangsbereich geschaffen werden.

Der 6. Abschnitt Hagenstraße befindet sich derzeit in der Umsetzung und soll im Sommer 2024 fertiggestellt werden.

7. Abschnitt Herrschaftlicher Hagen

Der Herrschaftliche Hagen befindet sich zwischen dem Roten Turm und dem Wollweberturm und grenzt an den Oberen Herrenhof („Korbacher Stadtschloss“), der Stadtresidenz der Waldecker Grafen war. Aktuell dient der Herrschaftliche Hagen hauptsächlich als Durchgangsbereich und weist keine besondere Nutzung auf.

Die großzügige und teilweise von den beiden Stadtmauern gefasste Grünfläche ist aufgrund von privaten, durch eine hohe Hecke eingefriedeten Nutzgärten in ihrer Gesamtheit nicht wahrnehmbar. Der Erwerb und die damit einhergehende Öffnung dieser privaten Flächen stellen die historische Raumstruktur wiederher und stärken damit den Grünzug zwischen den Mauern in seiner Gesamtheit.

Ein teilweiser Rückbau der versiegelten Wendeschleife im Bereich des Wollweberturms stärkt den Bezug zwischen den derzeit noch privaten, zukünftig aber öffentlichen Grünflächen und der Hagenstraße. Auch hier wird sich die Entsiegelung positiv ausgleichend auf das Mikroklima auswirken.

Da der Herrschaftliche Hagen aufgrund seiner Nachbarschaft zum Totenhagen eher als kontemplativer Ort denn als Aktivitätszone gestaltet werden soll, wird dieser Bereich des Mauerrings als naturnahe, extensive Parkfläche unter dem Gesichtspunkt des stadtnahen Naturerlebens und der Steigerung der biologischen Vielfalt gestaltet. Hierzu wird eine offene, zwei- bis dreischürige Mähwiese angelegt. Um einen fließenden Übergang zwischen dem relativ dicht baumüberstandenen Totenhagen und der offenen Wiesenfläche zu erreichen, werden in den Übergangsbereichen Einzelbäume und Baumgruppen ergänzt. Die Bewohnerinnen und Bewohner des unmittelbar angrenzenden Altenheimes können hier eine ihren Bedürfnissen entsprechende Ruhezone mitgestalten.

Punktuelle Pflanzungen von Wildhecken ergänzen fehlende Mauerabschnitte und dienen der Abgrenzung zwischen Grünzug und privaten Grundstücken.

Im Randbereich am äußeren Mauerring wird bei Bedarf eine Parzelle als Bürgergarten (Urban Farming) ausgewiesen, die interessierten Bewohnern der Innenstadt zur Verfügung steht.

Vereinzelte Pflanzungen von Nuss-, Esskastanien- und Wildobstbäumen greifen das Thema der „essbaren Stadt“ auf und veranschaulichen die historische Gartennutzung des Stadtmauerrings. Eine Infotafel dient der Vermittlung von Inhalten.

Punktuell angeordnete Totholz- und Natursteinhaufen sollen die Entwicklung von Kleintierarten fördern.

Um die Neustrukturierung mit ihren vorgesehenen Nutzungen zu erschließen, ist eine Neuordnung der Wegeführung entlang der beiden Stadtmauern vorgesehen.

Der 7. Abschnitt Herrschaftlicher Hagen befindet sich derzeit in der Umsetzung und soll im Sommer 2024 fertiggestellt werden.

8. Abschnitt Totenhagen

Der Totenhagen ist ein Ende des 16. Jahrhunderts angelegter Friedhof innerhalb des doppelten Mauerrings, in dem bis in die 1950er Jahre regelmäßig und auf Grund alter Rechte bis 2009 vereinzelt Bestattungen durchgeführt wurden.

Der historische Friedhof besitzt durch die alten Grabstätten, zum Teil von stadtgeschichtlich bedeutenden Persönlichkeiten und Familien, sowie den alten Baumbestand eine besonders idyllische und stille Atmosphäre und das Potential, zu einem ruhigen Rückzugsort für die Anwohner wie für Touristen entwickelt zu werden. Daher soll – unter größtmöglicher Rücksichtsnahme auf die historischen Grabstätten – die Aufenthaltsqualität durch eine Möbilierung verbessert werden.

Durch den partiellen Umbau der Rasenfläche zu extensiv genutzten Wiesenflächen und die Entwicklung des Baumbestandes im Totenhagen werden Flächen mit besonderer Bedeutung für die Biodiversität. Punktuell angeordnete Totholz- und Natursteinhaufen sollen für die Entwicklung von Kleintierarten förden.

Unter Berücksichtigung der Lage besonderer Grabmäler wird der Wegeverlauf neu geordnet und so eine behutsame Erschließung des Totenhagens jenseits der reinen Durchgangsfunktion gewährleistet.

Der 8. Abschnitt Totenhagen befindet sich derzeit in der Umsetzung und soll im Sommer 2024 fertiggestellt werden.

Abschnitt Bereich Laake

Westlich der Altstadt gelegen, bildet die Laake eine Grünzäsur im Siedlungsgefüge von Korbach. Der westlich des Westrings gelegene, extensiv gestaltete Park blieb bis auf einige punktuelle Eingriffe, z. B. die Entfernung nicht standortgerechter Gehölze, weitgehend unangetastet. Auf der östlich des Westringes gelegenen Fläche zwischen dem aufgeschütteten Hügel und dem Regenrückhaltebecken – derzeit eine neu eingesäte Grünlandfläche ohne jede Aufenthaltsqualität – soll ein Spielplatz für die hauptsächlich mit sozialem Wohnungsbau angrenzenden Wohnquartiere mit naturnahem Erscheinungsbild gestaltet werden.

Zudem ist die Öffnung und Aufweitung des verrohrten Wasserlaufs vorgesehen, um diesen durch einen geschwungenen Verlauf in den Spielplatz und die abgrenzende Wiesenfläche zu integrieren.

Die nördlich, entlang der Siedlungsgrenze verlaufende Wiesenfläche ist derzeit teilweise in privatem Besitz und muss durch zusätzlichen Grunderwerb als öffentliche Fläche umstrukturiert werden. Es ist vorgesehen, in diesem Bereich extensive Wiesenflächen und wechselfeuchte Flachwassermulden im Bereich des Grabens entstehen zu lassen. Angestrebt wird es, diesen Bereich der Laake über den Weg von bürgerschaftlichem Engagement als extensive Weidefläche für historische Haustierrassen zu nutzen. Eine Infotafel erläutert die Zusammenhänge zwischen Nutzung, ökologischem Strukturreichtum und Artenzusammensetzung. Auf dieser Fläche bietet sich an, für den angrenzenden Kindergarten und die beiden Schulen einen Ort für die Möglichkeit praxisnaher Umweltbildung zu schaffen und in die Planung miteinzubeziehen.

Als raumbildende, strukturelle Maßnahme ist die Anlage von standortgerechten, einheimischen Feldgehölzen zur visuellen Abgrenzung in den Randbereichen hin zu den Gewerbeflächen und zum Regenrückhaltebecken vorgesehen. Dies soll die räumliche Struktur weiterstärken, den ökologischen Strukturreichtum fördern und den Ort als Gesamtes attraktiver machen. Ein sensibler Umgang mit den bestehenden Baum- und Strauchflächen auf dem vorhandenen Hügel soll in diesem Ansatz unterstützen und Rückzugs- und Spielräume für Kinder schaffen.

Der Abschnitt Bereich Laake befindet sich derzeit in der Umsetzung und soll im Sommer 2024 fertiggestellt werden.